Vergleichende klinische Erforschung der ambulanten und der stationären Kurz-, Mittel- und Langzeittherapie bei Drogenabhängigen"
Teilprojekt Wahrgenommene Kontrolle
Jonas K, Eder-Jonas R, Walther E
Mit "wahrgenommener Kontrolle" ist gemeint, ob ein/e Abhängige/r glaubt, daß für die Aufrechterhaltung seiner/ihrer Abstinenz die erforderlichen internen Faktoren (z.B. Kompetenzen, soziale Skills) und externen Randbedingungen (z.B. soziale Unterstützung) gegeben sein werden (Jonas & Eder-Jonas, 1995). In der vorliegenden Untersuchung werden die Hypothesen geprüft, daß eine niedrige wahrgenommene Kontrolle (a) negative motivationale Auswirkungen hinsichtlich der regulären Therapiebeendigung und der Aufrechterhaltung der Abstinenz hat und (b) ein realistisches Indiz für das Vorhandensein rückfallfördernder Faktoren (z.B. in Form häufigen Auftretens negativer Stimmungslagen oder geringer sozialer Unterstützung) darstellt.
Zur Überprüfung dieser Hypothesen werden Klienten aus jeder der drei stationären Therapieformen der Drogenhilfe Tübingen e.V. befragt (3-, 6- und 12-Monatstherapien). Die Befragung erfolgt zu drei Zeitpunkten: zu Beginn, am Ende und ein Jahr nach der Therapie. Zur Messung der wahrgenommenen Kontrolle wurde ein eigener Fragebogen entwickelt. Zur Sicherstellung der diskriminanten und konvergenten Validität werden außerdem verwandte bzw. theoretisch relevante Konstrukte erfaßt (u.a. Selbstwirksamkeitserwartungen in Risikosituationen, Generalisierte Selbstwirksamkeitserwartungen, Kontrollüberzeugungen, Attributionsstil, Grübeln, Private Selbstaufmerksamkeit, Ambivalenz, Optimismus, Extraversion/Introversion und Neurotizismus).
Geplant ist ein Stichprobenumfang von N=200 Klienten/innen mit regulärem Therapieabschluß bis zum Abschluß der Laufzeit des Unterprojekts. Bis zum heutigen Datum (30.6.97) sind 300 Klienten/innen zu Beginn der Therapie und von diesen 56 Klienten/innen am Ende, d.h. nach regulärem Therapieabschluß, befragt worden.
Bisher vorliegende Ergebnisse: Wie eine Itemanalyse zeigt, weist der Fragebogen zur wahrgenommenen Kontrolle eine gute interne Konsistenz ( a > .82) auf. Die wahrgenommene Kontrolle besitzt hohe diskriminante Validität. Sie erweist sich außerdem in einer multiplen Regression als einer der varianzstärksten Prädiktoren der Motivation zur regulären Beendigung der Therapie.